Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
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Zäune sind für Wildtiere eine echte Gefahr

© STS

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Zäune sind oft nötig: zur Weideführung, zum Herdenschutz oder zum Schutz von Plantagen. Die falsche Anwendung, ein vernachlässigter Unterhalt oder die fehlende Kontrolle erhöhen jedoch das Risiko massiv, dass Zäune zu tödlichen Fallen werden.

Dr. sc. nat. Samuel Furrer, Zoologe, STS-Geschäftsführer Fachbereich

Eine im Jahr 2020 getätigte Umfrage des Schweizer Tierschutz STS bei den Kantonen hat bestätigt, was wir schon länger befürchtet haben: Viele Zäune sind eine tödliche Gefahr für unsere Wildtiere (und manchmal Nutztiere). Aufgrund der Rückmeldungen aus zehn Kantonen konnte errechnet werden, dass jährlich zwischen 3000 bis 4500 Wildtiere in Zäunen einen qualvollen Tod finden. Die Anzahl verletzter Tiere liegt wahrscheinlich nochmals drei- bis viermal höher. Allein der Kanton Bern registrierte 2018 über hundert in Zäunen verendete Rehe. Zu den häufigen Unfallopfern zählen neben den Rehen Rothirsche, Gämsen, Füchse, Feldhasen, Marderartige, Wildschweine, Höckerschwäne und Rotmilane. Aber auch seltene oder geschützte Tierarten sind betroffen wie etwa Iltisse, Hermeline, Biber, Weissstörche, Eichhörnchen oder Alpensteinböcke.

Leider gilt es festzuhalten, dass Fallwild, welches in Zäunen verendet ist, nicht in allen Kantonen separat in der Jagdstatistik aufgeführt wird und deshalb irgendwo unter «andere Ursachen» aufgeführt ist. Aus Sicht des STS wäre es sinnstiftend, hier eine genauere Datengrundlage zu schaffen, um Ursachen und mögliche Massnahmen besser einschätzen und gewichten zu können.

Der Kampf ums Überleben ist für die Tiere oft lang und erfolglos

Tiere, die sich in Zäunen verfangen, leiden Todesqualen, sie ersticken oder erliegen ihren Verletzungen. Verwahrloste, nicht unterhaltene Zäune sowie ­Weidenetze, die nicht kontrolliert werden, sind besonders gefährlich. Dies zeigen Auszüge aus den Rückmeldungen von Wildhütern, die etwa lauten: «schon längere Zeit im Zaun, verwahrloster Zaun, durch Wildhüter abgerissen und entsorgt»; «in Knotengitter verfangen, Hinterhand gelähmt, erlegt durch Wildhüter»; «in einem desolaten Flexizaun verfangen»; «diverse Verletzungen an Haupt und Hinterlauf, nach Wochen in Zaun verheddert»; «der Rehbock verhedderte sich in einem Flexizaun und flüchtete mit ca. zwanzig Metern Viehhüterdraht». Die Liste liesse sich noch lange fortsetzen. Dies ist aber nicht nötig, denn die Situation ist eindeutig. Zäune sind bei Weideführung täglich zu kontrollieren (so wie auch die Weidetiere kontrolliert werden müssen). Nicht mehr gebrauchte und nicht mehr unterhaltene Zäune sind umgehend zu entfernen. Diese und weitere Forderungen wird der Schweizer Tierschutz STS auch auf politischer Ebene zu implementieren versuchen.

Weidenetze sind Fangnetze

Eindeutige Ergebnisse lieferte die Analyse zur Problematik von Zaunsystemen. Über 70  Prozent der verendeten Tiere starben qualvoll in Weidenetzen. Knotengitter und Litzenzäune waren weniger problematisch, aber immer noch für je 6 Prozent der Todesfälle verantwortlich. In Stacheldrähten verendeten verhältnismässig wenige Tiere (1  Prozent). Es ist aber anzunehmen, dass sich an diesem ungeeigneten Zaunsystem viele Tiere verletzen und allenfalls erst später an den Folgen dieser Verletzungen eingehen. Der STS fordert daher auch ein gesamtschweizerisches Verbot von Stacheldraht.

Anteile an getöteten Tieren in unterschiedlichen Zauntypen

Weidenetze 74 %
Knotengitter 6 %
Litzenzaun 6 %
Stacheldraht 1 %
unbestimmt 13 %

Als Wegweiser und Hilfsmittel hat der STS sein Merkblatt «Sichere Zäune für Nutz- und Wildtiere» überarbeitet und aktualisiert. > Download

 

Tags: Tierreport 1/21, Zäune

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