Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS

Wildtiere brauchen Hilfe

Wildtiere brauchen Hilfe

Wildtiere brauchen Hilfe

Wildtiere brauchen Hilfe © ADOBE STOCK

Dem unermüdlichen Einsatz des Tierschutzes ist es zu verdanken, dass unzählige verletzte und geschwächte Vögel, Igel und andere Wildtiere überleben. Diese wichtige Arbeit unterstützt der STS mit dem «Fonds für Wildtierpflege».

Monika Zech

Ein Wildtier ist vom Begriff her ein Tier, das in freier Wildbahn lebt. Ein Tier, das im Gegensatz zum Haustier nicht domestiziert und somit unabhängig vom Menschen ist. So logisch diese Definition scheint – in der Realität sieht es etwas anders aus. Es ist paradox: Wir Menschen sind schuld daran, dass mittlerweile viele Wildtiere ohne menschliche Hilfe nicht überleben könnten. Unsere technischen Errungenschaften sind für die meisten Verletzungen unter den Wildtieren verantwortlich. Vor allem aber haben wir den Tieren so viel von ihrem natürlichen Lebensraum weggenommen, dass einige Arten ausgestorben oder stark vom Aussterben bedroht sind.

Gemäss international tätiger Vogelschutzorganisationen ist weltweit jede achte Vogelart gefährdet, in der Schweiz ist die Situation noch dramatischer: Hier ist der Anteil der Vögel auf der Roten Liste dreimal so hoch. Gefährdet sind auch Frösche, Molche, Kröten und Salamander. Von den insgesamt neunzehn Amphibienarten in der Schweiz stehen dreizehn auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Ohne besondere Schutzmassnahmen wie Amphibiensperren und ohne die unzähligen Freiwilligen, die den Tieren auf ihrer Wanderung zu den Laichgewässern behilflich sind, würden jedes Jahr Zehntausende im Strassenverkehr getötet.

Trotz Aufklärung viele Igel in Not

Auch Igel sind zunehmend auf unsere Hilfe angewiesen. Aus ihrem ursprünglichen Lebensraum – Waldränder und natürliche Wiesenlandschaften – ins Siedlungsgebiet verdrängt, ist das kleine stachelige Säugetier dort unzähligen Gefahren durch die menschliche Zivilisation ausgesetzt. Nicht nur durch den stetig zunehmenden Verkehr, auch in den Gärten gibt es Dinge, die einen Igel das Leben kosten oder ihm schreckliche Verletzungen zufügen können. Lose ausgelegte Netze beispielsweise, mit denen etwa Beerensträucher vor Vogelfrass geschützt werden sollen, die jedoch für Igel zur tödlichen Falle werden, wenn sie sich darin verheddern. Oder die Fadenmäher, mit denen oft ausgerechnet dort gemäht wird, wo Igel sich häufig für ihren Tagesschlaf aufhalten. Neuerdings kommen laut Berichten der Igelstationen Verletzungen durch Rasenroboter hinzu. Allein dieses Beispiel zeigt, dass die Dringlichkeit der Nothilfe trotz intensiver Aufklärungsarbeit der Tierschutzorganisationen in absehbarer Zeit wohl weiterhin gross ist.

So stellt der Schweizer Tierschutz STS fest, dass «die Sektionen zunehmend mit der Problematik von Not leidenden einheimischen Wildtieren konfrontiert» sind, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben könnten. Das heisst, der Fonds für Wildtierpflege, den der STS zu diesem Zweck geschaffen hat, wird auch dementsprechend beansprucht. Wie sich dem jüngsten Abschlussbericht entnehmen lässt, wurden die Wildtier- und Wildvogelstationen der Sektionen sowie die Amphibienrettungsaktionen im Jahr 2017 mit insgesamt knapp 200 000 Franken aus dem Fonds unterstützt. Der grösste Anteil mit 80 000 Franken ging an die Igelpflege.

Die Anzahl der hilfsbedürftigen Igel war denn auch mit 3559 Tieren erneut hoch, und immerhin mehr als zweitausend von ihnen konnten gesund und munter wieder ausgewildert werden. Viele der Igel sind als Babys aufgenommen worden, die ihre Mutter verloren hatten und ohne Hilfe verhungert wären. Praktisch in jedem Einzelbericht ist von solchen Fällen die Rede. Der Tierschutzverein Frauenfeld beispielsweise betreute im vergangenen Jahr sechzig Igelbabys. Ein paar davon seien kurz nach ihrer Geburt, noch mit der frischen Nabelschnur, in die Station gekommen. Umso mehr freut man sich im Thurgau, dass 47 dieser Babys «dank liebevoller, aber zeitintensiver Aufzucht» überlebt haben.

Verwaiste Vogelküken, überforderte Schildkrötenhalter

Auch bei den Wildvögeln, deren Pflege mit 70 000 Franken aus dem Fonds bedacht wurde, geht es sehr oft darum, Jungvögel aufzupäppeln. Der Tierschutzverein Kreuzlingen und Umgebung, der mit total 494 aufgenommenen gefiederten Pfleglingen von einem «neuen Rekord» schreibt, zog die schier «unglaubliche Zahl» von 179 verwaisten Entenküken auf. Sie konnten alle gesund in die Freiheit entlassen werden. Ein Rekordjahr verzeichnete auch der Tierschutzverein Winterthur: 570 Vögel wurden 2017 dort gepflegt, «darunter besonders viele junge Enten, Amseln und Spatzen. Aber auch Arten, die zu den gefährdeten zählen wie Mauer- und Alpensegler sowie Wendehals». Mehr als die Hälfte der Pfleglinge konnte gesund wieder davonfliegen.

Ein spezielles Thema beim Wildtierfonds sind die Schildkröten. Zwar gelten sie offiziell als Wildtiere, werden aber, weil bei uns nicht heimisch, als Heimtiere gehalten. So sind denn auch die Schildkröten-Auffangstationen, die im vergangenen Jahr 30 0000 Franken aus dem STS-Wildtierfonds erhalten haben, mit Abstand am meisten mit sogenannten Verzichtstieren konfrontiert. Mit Schildkröten also, die von ihren Haltern aus irgendwelchen Gründen abgegeben werden. Von den total 480 aufgenommenen Schildkröten betraf dies 426. An zweiter Stelle folgen die Findlinge. Das Tierdörfli in Olten zum Beispiel, das über ein gut strukturiertes Freilandgehege für Landschildkröten verfügt, nahm vierundzwanzig Griechische Landschildkröten in seine Obhut auf, davon waren zwölf Findlinge, acht sogenannte Verzichtstiere, drei Schildkröten aus einem Todesfall sowie ein Rückgabetier.

Wenn sich ein Fazit aus diesem Abschlussbericht ziehen lässt, dann wohl folgendes: Die Arbeit für den Tierschutz wird leider nicht abnehmen – und damit der Fonds für Wildtierpflege weiterhin dringlich bleiben. Dafür sorgen wir Menschen schon. Man denke nur an diesen heissen Sommer, in dem unsere Wildtiere dermassen leiden mussten. 

So können sie mithelfen

Unsere Sektionen werden zunehmend mit der Problematik von Not leidenden einheimischen Wildtieren konfrontiert, die ohne menschliche Hilfe nicht überleben könnten. In allen Regionen der Schweiz werden deshalb Wildvogel-, Igel- und Wildtierpflegestationen betrieben oder neu eingerichtet. Ebenfalls führen die STS-Sektionen während der Laichzüge im Frühling Amphibienrettungsaktionen durch. Der STS will mit dem Fonds für Wildtierpflege einerseits einen Beitrag zur Arterhaltung unserer einheimischen Wildtiere leisten, andererseits die Wildtier- und Wildvogelpflegestationen unserer Sektionen fachlich und finanziell unterstützen.

Damit der STS diese wichtige Aufgabe wahrnehmen kann, sind wir auf Ihre SPENDEN angewiesen. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung!

 

Tags: Tierreport 3/18

Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS