Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS

Im Einsatz gegen weiteres Katzenelend

Der STS und seine Sektionen behandeln mittlerweile jährlich rund 11 000 Kätzinnen und Kater. © STS

Der STS und seine Sektionen behandeln mittlerweile jährlich rund 11 000 Kätzinnen und Kater. © STS

(Foto: STSDer unkontrollierten Katzenvermehrung muss unbedingt Einhalt geboten werden. Denn die Folge der explodierenden Populationen sind herumstreunende Tiere, die häufig ein trauriges Schicksal erleben. Der STS intensiviert deshalb seine seit 21 Jahren laufende Katzenkastrationsaktion massiv.

Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine halb verhungerte Katze mit struppigem Fell und tränenden Augen auf, um beim Anblick eines Menschen sogleich entsetzt schnell wieder zu verschwinden. Meistens ist so ein Streuner nicht allein unterwegs. Wahrscheinlich vegetiert in nächster Umgebung eine ganze Katzenkolonie vor sich hin. Viele dieser verwilderten Heimtiere sind oft stark abgemagert, krank oder verletzt und gehen mit der Zeit jämmerlich ein.
Solche «Hotspots» finden sich in Siedlungsgebieten, oft aber auch im Umfeld von Bauernhöfen oder Hobbytierhaltungen, in stillgelegten Fabrikhallen, Schrebergartenarealen oder leer stehenden Gebäuden mitten in der Stadt. Doch aus Erbarmen die Samtpfoten lediglich zu füttern, ist keine zielführende Lösung, sondern kann die Situation sogar verschlimmern. Durch das Futterangebot werden nämlich noch mehr Katzen angelockt, die Kolonie kann sich so weiterhin ungehindert vermehren. Auch Krankheiten können dadurch auf Artgenossen übertragen werden. Wichtig ist deshalb, dass solche Katzenkolonien umgehend saniert werden, indem man die Tiere einfängt, kastriert und tierärztlich versorgt.

Neuer Ansatz gegen die Vermehrung

Zwar werden Katzen, die in Tierheime der STS-Sektionen gelangen, standardmässig kastriert, bevor sie weitervermittelt werden. Doch dies allein reicht nicht aus, um die unkontrollierte Vermehrung von herrenlosen Katzen zu stoppen, deren Anzahl in der Schweiz auf rund 100 000 geschätzt wird. Denn theoretisch resultieren aus einem einzigen Katzenpaar innerhalb von nur sieben Jahren insgesamt über 420 000 Katzen! In der Schweiz leben schätzungsweise 1,3  Millionen Katzen.
Ein neuer Lösungsansatz musste her, und so startete vor rund zwei Jahren pünktlich zum Welttiertag am 4.  Oktober 2014 in Sevelen (SG) ein Pilotprojekt. Landwirt Mathias Vetsch und seine Partnerin stellten dafür eigens einen leer stehenden Rinderstall auf ihrem Bauernhof zur Verfügung. Während sieben Stunden operierten – unter diesen für sie ungewohnten Bedingungen – konzen­triert drei Tierärztinnen, assistiert von ihren Praxisassistentinnen sowie weiteren rund zwanzig freiwilligen Helferinnen der Organisation Network for Animal Protection (NetAP) die tags zuvor eingefangenen Katzen. Am Ende des Tages waren 12 Kater und 19 Kätzinnen kastriert und gegen die Katzenseuche geimpft. Koordiniert wurde die ganze Aktion vom Tierschutzverein Sargans-Werdenberg, in Zusammenarbeit mit NetAP und finanziert vom STS.

Gelungene Premiere

Dem vorausgegangen war eine lange Vorbereitungszeit. Corinne Gabathuler, die Lebensgefährtin von Mathias Vetsch, fütterte zuvor während rund zweier Monate die anfangs noch scheuen Katzen jeweils täglich um 17.30 Uhr. Die Tiere gewöhnten sich bald einmal an die willkommene Mahlzeit und trafen von nun an pünktlich jeden Tag am selben Ort ein. So war es zunächst nicht mehr sonderlich schwer, die Katzen am Vorabend der geplanten Aktion ausnahmsweise einzeln in Transportkisten einzusperren. Erst als sie gemerkt hatten, was eigentlich mit ihnen geschah, begannen sie lautstark zu reklamieren. «War das ein Miauen», erinnert sich Vetsch.


Doch der Einsatz hat sich offensichtlich gelohnt. Denn Vetsch bestätigt: «Seither hat sich die Katzenpopulation in unserer Gemeinde stabilisiert.» Die Tiere hätten sich übrigens vom Eingriff rasch erholt und ihre individuellen Lieblingsplätze auf dem Hof bereits am nächsten Tag wieder eingenommen. Lobende Worte findet Vetsch auch für die Zusammenarbeit mit den Tierschützerinnen und meint: «So eine Aktion würde ich jederzeit wieder unterstützen.» Inzwischen ist er sogar offizieller Tierschutzbeauftragter von Sevelen sowie der Nachbarsgemeinde Wartau.


Diesem Pilotprojekt folgten seither Dutzende weitere. Der STS fühlt sich durch diese positive Erfahrung bestärkt, dem eingeschlagenen Weg weiter zu folgen. Er hat die den Sektionen für Sanierungs- und Kastrationsaktionen zur Verfügung gestellten Finanzmittel nahezu verdoppelt mit dem Ziel, dem Katzen­elend in der Schweiz ein Ende zu bereiten. Seither führten viele STS-Sektionen, etwa im Jura, ähnliche Aktionen durch.


Ein weiteres beispielhaftes Projekt hat die Sektion Luzern gestartet. In Zusammenarbeit mit dem Bäuerinnen- und Bauernverein Michelsamt fand 2015/2016 eine gross angelegte Katzenkastrationsaktion statt. Insgesamt wurden 255 Landwirtschaftsbetriebe angeschrieben, und schlussendlich wurden an vier Kastra­tionstagen 307 Katzen kastriert. Diese erfolgreiche Aktion wird nun auch in der Region Luthern durchgeführt.


Der STS und seine Sektionen behandeln mittlerweile jährlich rund 11 000 Kätzinnen und Kater. Nebst der Tierärzteorganisation NetAP gelang es, auf 2017 einen weiteren Partner ins Boot zu holen. Mit dem neuen Flyer «Katzen auf dem Bauernhof: Gemeinsam für gesunde Katzen» informiert der STS Bäuerinnen und Bauern und bietet Hand, die Katzenpopulationen in den Griff zu bekommen. Diese Aktion wird vom Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverband SBLV unterstützt.

 

So können Sie mithelfen

stray kittens fotoliaHerrenlose Katzen einfach zu füttern, verhindert das Katzenleid nicht, sondern kann die Situation sogar noch verschlimmern. Vom Futter angelockt, kommen immer mehr Katzen und können Krankheiten auf Artgenossen übertragen. Die einzig wirksame Massnahme, um weiteres Tierleid zu vermeiden, ist die Kastration der Katzen.
Nur so kann die weitere unkontrollierte Vermehrung gestoppt werden. Wer auf eine Katzenkolonie aufmerksam wird, kann dies beim STS melden.
Das Meldeformular finden Sie hier In Zusammenarbeit mit den lokalen Sektionen wird dann versucht, die Tiere einzufangen und zu kastrieren. Damit der STS diese wichtige Aufgabe wahrnehmen kann, sind wir auf Ihre Spenden angewiesen. Wir danken Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung!
Für weitere Informationen: www.katzenelend.ch

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