Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS

Die Feuer Down Under und ihre Folgen

  • Gerettet: Der Koala-Dame Annie musste der gebrochene Arm geschient werden. © STS

    Gerettet: Der Koala-Dame Annie musste der gebrochene Arm geschient werden. © STS

  • Während der akutesten Phase wurde im Behandlungsraum ein zweiter Untersuchungstisch eingerichtet,  und neben den vier fest angestellten Mitarbeitern  waren auch rund hundertfünfzig ehrenamtliche Helfer unermüdlich im Einsatz. © STS

    Während der akutesten Phase wurde im Behandlungsraum ein zweiter Untersuchungstisch eingerichtet, und neben den vier fest angestellten Mitarbeitern waren auch rund hundertfünfzig ehrenamtliche Helfer unermüdlich im Einsatz. © STS

  • Waisenkinder: Die Mutter dieser Possums wurde überfahren. Nun werden sie von Hand aufgezogen und später wieder ausgewildert. © STS

    Waisenkinder: Die Mutter dieser Possums wurde überfahren. Nun werden sie von Hand aufgezogen und später wieder ausgewildert. © STS

Gerettet: Der Koala-Dame Annie musste der gebrochene Arm geschient werden. © STS

Wegen der verheerenden Feuer in Australien hat der STS entschieden, zwei Non-Profit-Organisationen auf der anderen Seite der Welt zu unterstützen. Die STS-Mitarbeiterin Laura Schiesser nutzte eine längst geplante Reise nach Down Under, um diese Stationen zu besuchen. Hier ihr Bericht.

Laura Schiesser, STS

Nicht nur Brandverletzungensind ein Problem

Der erste Besuch führte mich ins Adelaide Koala & Wildlife Hospital in South Australia (SA). Egal ob Koala, Possum, Vogel oder Echse, sie alle werden in dieser Klinik behandelt. Und obwohl es in dieser Region nicht ganz so schlimm gebrannt hatte, wurden in den letzten Monaten deutlich mehr Tiere eingeliefert. Libby Bradley, welche seit vielen Jahren in dieser Klinik arbeitet, sagte zur Situation: «Viele dieser Tiere waren geschwächt und völlig dehydriert, denn ihr Lebensraum war zerstört worden. Besonders Vögel und Possums haben nun Mühe, genügend Nahrung zu finden, denn in den Flammen wurden auch Abertausende Insekten verbrannt. Dies bedeutet konkret, dass die Nahrungskette stark beeinträchtigt wurde. Zudem wurden viele Tiere von Autos angefahren und von Hunden oder Katzen gebissen, wenn sie auf der Suche nach Futter und Wasser in stärker bewohnte Gegenden kamen. Auch mussten mehrere Vierbeiner wegen Rauchvergiftungen behandelt werden.» Libby betonte hierbei immer wieder, dass es wichtig sei, die Tiere trotz teilweise intensiver Behandlungen nicht zu sehr an den Menschen zu gewöhnen. Ziel sei bei allen Patienten: behandeln, wieder auf ein Leben in der Natur vorbereiten, auswildern.

Während der akutesten Phase wurde im Behandlungsraum ein zweiter Untersuchungstisch eingerichtet, und neben den vier fest angestellten Mitarbeitern
waren auch rund hundertfünfzig ehrenamtliche Helfer unermüdlich im Einsatz. (© STS)

Koalas sind besonders betroffen

Das Problem der Futterknappheit bereitet auch Sue Ashton, Präsidentin des Port Macquarie Koala Hospital, grosse Sorgen. Dieses Gebiet im Bundesstaat New South Wales (NSW) war von den verheerenden Feuern besonders hart betroffen. In den letzten Monaten wurden in dieser Auffangstation unzählige verletzte Koalas behandelt. Leider kam für viele von ihnen jede Hilfe zu spät. Koalas sind im Vergleich zu anderen Tieren sehr langsam unterwegs und fliehen bei drohender Gefahr in die Baumkronen. Dieses natürliche Verhalten hat nun eine grosse Anzahl dieser wunderbaren Kreaturen das Leben gekostet. Diejenigen Tiere, die überlebt haben, müssen nun langwierige und aufwendige Behandlungen über sich ergehen lassen. Je nach Schweregrad der Verbrennung mussten die Verletzungen zu Beginn alle ein bis drei Tage ausgewaschen und neu verbunden werden. Während der akutesten Phase wurde im Behandlungsraum ein zweiter Untersuchungstisch eingerichtet, und neben den vier fest angestellten Mitarbeitern waren auch rund hundertfünfzig ehrenamtliche Helfer unermüdlich im Einsatz.

Beeindruckt: Die STS-Mitarbeiterin Laura Schiesser war vor Ort. © STS

Beeindruckt: Die STS-Mitarbeiterin Laura Schiesser war vor Ort.

 

Einige der Helfer errichteten zudem auf ihrem privaten Grundstück eine vorübergehende Auffangstation, denn das Koala-Hospital kann maximal 65 Tiere aufnehmen und war nach wenigen Tagen komplett überfüllt. Doch auch die Koalas, die überlebt haben, werden für mehrere Monate in der Auffangstation bleiben müssen. Einerseits müssen die Verletzungen komplett verheilt sein, da an pelzlosen Stellen ein erhöhtes Risiko für Hautkrebs besteht, andererseits würden die Tiere momentan grösstenteils verhungern. Natürlich gibt es auch Tiere, welche die Verletzungen zwar überleben, allerdings aufgrund bleibender Beeinträchtigungen nicht mehr in die Natur entlassen werden können. Sie werden in der Auffangstation in grosszügigen Aussenanlagen bleiben dürfen. Ein Beispiel hierfür ist die Koala-Dame Rose, die in einem Feuer schwere Verletzungen an ihren Vorderpfoten erlitten hat und in der Wildbahn nicht hoch genug klettern könnte, um sich vor Feinden zu retten.

Das Futter ist knapp

Ein Koala frisst pro Tag rund fünfhundert Gramm Eukalyptusblätter, und 75  Prozent der von den Feuern zerstörten Flächen waren zuvor der Lebensraum von unzähligen dieser Tiere. Zwar ernähren sich alle Koalas ausschliesslich von Eukalyptusblättern, doch können sie aufgrund unterschiedlicher Zusammensetzung der Darmflora nur Blätter aus ihrem gewohnten Gebiet verdauen. Es ist deshalb keine Option, die überlebenden Tiere an einem anderen Ort auszuwildern. Um stets genügend Nahrung für die Tiere zu haben, betreibt das Hospital in New South Wales sogar eine eigene Eukalyptus­plantage. Zudem werden Leute dazu ermutigt, auf ihrem Grundstück einige Eukalyptusbäume zu pflanzen. Ebenfalls werden momentan Wasserstellen für Wildtiere eingerichtet, die regelmässig kontrolliert werden.

Die Feuer sind gelöscht, viele Tiere aber noch nicht gerettet

Sowohl in Adelaide als auch in Port Macquarie war die Anteilnahme und Unterstützung vieler Menschen überwältigend. In beiden Stationen hängen Kinderzeichnungen und gute Wünsche aus aller Welt. Und trotzdem besteht die Gefahr, dass die Katastrophe, die sich in Australien ereignet hat, wegen der Schnelllebigkeit der Medien in Vergessenheit gerät. Auch wenn die Feuer mittlerweile gelöscht sind, brauchen die Opfer der Katastrophe weiterhin unsere Unterstützung. Denn ohne diese ist fraglich, ob sich die Tiere – insbesondere die Koalas – von dieser Tragödie erholen werden.

abb. 3 koala untersuchung

Hilfe für Koalas & Co

Buschfeuer sind in Australien nichts Ungewöhnliches. Aber eine Katastrophe mit Feuerwalzen, wie sie dieses Mal über riesige Gebiete in Süd- und Ostaustralien rollten, gab es in der Geschichte des Landes noch nie. Für die Menschen und die Tierwelt eine Tragödie. Der STS hat zwei australischen Tierspitälern aus einem speziellen Fonds finanzielle Hilfe bereitgestellt.
Herzlichen Dank für Ihre Spende!

 

 

Tags: Tierreport 1/20

Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS