Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS

Was kommt nach dem Tod?

  • Was kommt nach dem Tod? (© istockphoto)

    Was kommt nach dem Tod? (© istockphoto)

  • Tierkrematorium: Der letzte Weg für das geliebte Heimtier. (© zvg)

    Tierkrematorium: Der letzte Weg für das geliebte Heimtier. (© zvg)

Was kommt nach dem Tod? (© istockphoto)Alle Heimtierbesitzer werden irgendwann mit der Situation konfrontiert, dass ihr Tier verstirbt. Meist wurde zum Tier eine intensive persönliche Beziehung gepflegt, und das verstorbene Heimtier wurde als Freund und Familienmitglied wahrgenommen. Es ist daher für viele Tierbesitzer wichtig zu wissen, was nach dem Tod des Tieres mit dessen Körper geschieht.

Dr. med. vet. Martina Schybli, STS-Fachstelle Heimtiere und tierärztliche Beratungsstelle

Je nachdem, was der Tierbesitzer sich für sein Heimtier wünscht und was er für finanzielle Möglichkeiten hat, werden die Tiere nach dem Tod kremiert und/oder bestattet – oder die Tierkörper werden über die regionale Kadaversammelstelle entsorgt.

Einäscherung im Tierkrematorium

In Tierkrematorien werden die Haustiere ähnlich wie bei menschlichen Kremationen eingeäschert. Viele Tierbesitzer entscheiden sich heutzutage für diese Variante. In der Schweiz existieren mehrere Tierkrematorien, unter anderem auch das im Kanton Aargau gelegene Tierkrematorium Seon. Seon ist auf die Kremation von Kleintieren ausgerichtet; Tiere, welche über 200 Kilogramm wiegen, müssen nach Kirchberg verwiesen werden. Es ist daher nicht erstaunlich, dass 92 Prozent der in Seon kremierten Tiere Katzen und Hunde sind. Die restlichen 8 Prozent sind andere Kleintierarten, wobei Kaninchen und Nager, aber auch Vögel, Reptilien und kleine Wiederkäuer mit von der Partie sind. In einem Fall wurde sogar eine Vogelspinne kremiert.

Besitzer, welche ihre Tiere kremieren lassen wollen, haben die Wahl zwischen einer Einzelkremation und einer Sammelkremation. Bei Letzterer werden mehrere Tiere zusammen kremiert, die Besitzer können die Asche des Tieres somit nicht nach Hause nehmen. In Seon wird die Asche allerdings in einem auf dem Areal gelegenen Steingärtchen aufbewahrt; diesen Ort können die Besitzer besuchen und eine Kerze anzünden. Gut drei Viertel der Kunden in Seon entscheiden sich indessen für eine Einzel­kremation, bei der sie die Asche nach der Kremation zurückerhalten.

Tierkrematorium: Der letzte Weg für das geliebte Heimtier. (© zvg)Rund hundert Millionen Pelztiere pro Jahr werden weltweit der Mode geopfert. Ihr kurzes Leben ist nur Qual, Leid und Schmerz. Im Gegensatz zu

Viele Tierbesitzer vergraben ihre Tiere oder die Urne auch im eigenen Garten. Gerade Kindern kann es helfen, wenn sie das tote Heimtier selbst begraben dürfen und später das Grab besuchen können.

In Seon werden gut zehn Prozent aller Tiere von den Besitzern persönlich vorbeigebracht, die restlichen werden von Krematoriumsmitarbeitern direkt bei den Besitzern oder in der Tierarztpraxis abgeholt. Sind die Besitzer anwesend, so werden sie zusammen mit ihrem Tier in einen Warteraum gebracht, wo sie in Ruhe Abschied nehmen können. Die Krematoriumsmitarbeiter informieren die Besitzer zudem über die Vorgänge im Krematorium. Auch wird vom Tier ein Pfotenabdruck genommen, den die Besitzer als Erinnerung mit nach Hause nehmen können. Bereits im Warteraum werden die Tiere mit einem nummerierten Metallplättchen versehen, welches ihre Identität vor und nach der Kremation garantiert. Sofern die Besitzer nicht bei der Kremation anwesend sein möchten, werden die Tiere bis dahin in einem Kühlraum aufbewahrt.

Im Kremationsraum selbst werden die Tiere auf einen Metallbehälter umgebettet und anschliessend in den Kremationsofen geschoben. Je nach Grösse der Tiere dauert der Kremationsvorgang etwa eine bis vier Stunden. Übrig bleiben Asche und Knochenteile, diese werden gemahlen und zusammen mit dem Identifikationsplättchen in die von den Besitzern ausgewählte Urne gebracht.

Bestattung des Tieres

Eine Möglichkeit zur Bestattung der Urnen bietet das Krematorium Seon nicht an, die Urnen werden von den Besitzern mitgenommen oder zu ihnen nach Hause geschickt. Für Tierbesitzer, welche Erd- oder Urnenbestattungen wünschen, stellt ein Tierfriedhof eine Möglichkeit dar. Viele Tierbesitzer vergraben ihre Tiere oder die Urne auch im eigenen Garten. Gerade Kindern kann es helfen, wenn sie das tote Heimtier selbst begraben dürfen und später das Grab besuchen können. In der Schweiz existieren allerdings gesetzliche Auflagen bezüglich des Vergrabens von Tierkörpern, die in der Verordnung zur Entsorgung tierischer Nebenprodukte geregelt sind. Es ist beispielsweise nur erlaubt, Tierkörper bis zu einem Gewicht von zehn Kilogramm zu vergraben, zudem dürfen die Tiere nicht in der Nähe von Quellen oder Reservoirs mit Trinkwasser vergraben werden. Weiter müssen die Tiere von einer mindestens 1.2 Meter dicken Erdschicht überdeckt sein.

Tierkörpersammelstelle

Manche Tierbesitzer möchten oder können ihr Tier nicht bestatten oder kremieren. In diesem Fall wird der Tierkörper zur regionalen Kadaversammelstelle gebracht. Die gesammelten Tierkörper werden anschliessend in Extraktionswerke transportiert. Hier werden sie zu Tiermehl und Tierfett verarbeitet und schliesslich im Sinne eines Recyclingprozesses zur Energieproduktion genutzt. Tierkörper, welche aus der Zentralschweiz, dem Tessin sowie dem östlichen Teil der Schweiz stammen, werden jeweils zur TMF Extraktionswerk AG in Bazenheid transportiert. Die restlichen Gebiete werden von Lyss bedient.

In der TMF werden die Tierkörper zunächst zerkleinert und sterilisiert. In mehreren Schritten werden schliesslich feste, flüssige und fettige Bestandteile voneinander getrennt. Flüssige Bestandteile gelangen in die interne Abwasserreinigung. Die fettige Phase wird raffiniert und in Tanks abgefüllt. Gut die Hälfte dieses Fetts geht in die Biodieselproduktion, der Rest dient als CO2-neutraler und somit umweltfreundlicher Heizölersatz in Industrieanlagen und in der TMF selbst. Die festen Bestandteile indessen werden getrocknet und zu Tiermehl gemahlen. Dieses wird an Zementfabriken verkauft, wo es als Ersatz für Braunkohle dient. Mit dem in einem Jahr hergestellten Tiermehl und Tierfett können circa hundert Gigawattstunden CO2-neutrale Energie produziert werden.

Mehr zum Thema

Tierärzte nehmen eine wichtige Rolle ein, wenn es um die Information der Tierbesitzer zum Thema Heimtiertod geht. Den meisten Tierbesitzern ist es wichtig, bereits zu Lebzeiten des Tieres über die Vorgänge nach dem Tod informiert zu werden. Dies zeigte eine wissenschaftliche Untersuchung von Fernandez-Mehler et. al. (2013: 3) auf; gemäss dieser Studie wünschten 88 Prozent der befragten Tierbesitzer von ihrem Tierarzt Informationen zu diesem Thema.

Nähere Informationen zum Thema Heimtiertod finden sich auch im gleichnamigen Merkblatt des Schweizer Tierschutz STS. Das Merkblatt kann bei der Geschäftsstelle verlangt oder auf der Homepage unter www.tierschutz.com heruntergeladen werden.

Tags: Tierreport 3/15

Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS