Tierreport – Offizielles Organ des Schweizer Tierschutz STS
Tierreport – Offizielles Organ des schweizer Tierschutz STS

Für Schönheit müsste kein Tier leiden

Für Schönheit müsste  kein Tier leiden (©FOTOLIA)

Für Schönheit müsste kein Tier leiden (©FOTOLIA)

Für Schönheit müsste kein Tier leiden (©FOTOLIA)Wie findet man als Konsumentin oder Konsument Pflegeprodukte, die garantiert ohne Tierversuche hergestellt wurden? Ein Wegweiser des STS bietet Orientierung auf dem überbordenden Markt der Schönheitsprodukte.

Eva Rosenfelder

Auf der Suche nach natürlicher Kosmetik ohne Tierleid ist man im Dschungel einladender Schönheits- und Pflegeprodukte sowie lautstarker Werbung schlichtweg überfordert. Welche Schönheitsmittel wurden von den Rohstoffen bis hin zum Endprodukt garantiert nicht an Tieren getestet? Für kritische Kundinnen und Kunden ist dies kaum zu eruieren. «Manche Firmen deklarieren ihre Produkte zwar als tierversuchsfrei. Oft trifft dies aber nur auf das Endprodukt zu, jedoch nicht auf die einzelnen Inhaltsstoffe», weiss Dr. med. vet. Julika Fitzi-Rathgen von der STS-Fachstelle für Tierversuche.

Schweizer Tiergesetzgebung hinkt nach

Zwar gilt in der EU seit dem 11. März 2013 ein relativ strenges Verbot für Tierversuche bei Kosmetika. Seither sind Kosmetika und Kosmetikbestandteile, die mit Tierversuchen getestet wurden, sowie auch deren Import EU-weit verboten. Das sei grundsätzlich erfreulich und ein wichtiger Schritt in einem über dreissig Jahre dauernden Kampf, der auch zur Folge habe, dass in Europa und den USA viel mehr Gelder in die Förderung von Alternativmethoden fliessen, sagt der Geschäftsführer des Schweizer Tierschutz STS, Dr. sc. nat. Hansuli Huber. Die Schweiz allerdings hinke nach: «Beschämenderweise verbietet das Schweizer Tierschutzgesetz die Tierversuche mit Kosmetika bis heute nicht. Auch ein Verbot wie in der EU, das Bestandteile und Kombinationen davon einschliesst, existiert in der Schweiz nicht, die sich selbst als fortschrittlich in der Tiergesetzgebung lobt», so Huber.

Der Schein trügt

Das EU-Verbot geht in die richtige Richtung und hat Signalwirkung. Doch noch ist nicht alles Gold, was glänzt. Tatsache ist, dass im EU-Raum ein Grossteil der in Schönheitsmitteln verwendeten Inhaltsstoffe überhaupt nicht unter die Deklaration «Kosmetikrohstoffe» fällt, sondern als Chemikalien gilt und somit unter die EU-Chemikalienverordnung REACH fällt, die wesentlich lockerer gehandhabt wird. So werden trotz dem Verbot bei neunzig (!) Prozent der Bestandteile konventioneller Kosmetika nach wie vor Tierversuche zugelassen oder sogar vorgeschrieben. Auch «Naturkosmetik» ist nicht zwingend tierversuchsfrei, denn als solche werden lediglich Produkte bezeichnet, die aus «natürlichen» Rohstoffen hergestellt wurden: ohne künstliche Inhaltsstoffe wie Paraffine, Silikone, andere Erdölprodukte und synthetische Duftstoffe. Was das Tierwohl betrifft, gibt es auch hier keine Garantie.

Testmethoden ohne Tierversuche

Kosmetikprodukte, medizinische Erzeugnisse, Putzmittel, Lacke, Farben und andere Stoffe, die wir für unseren Alltag verwenden, müssen vor ihrer Freigabe auf Verträglichkeit getestet werden. Es wird untersucht, ob sie krebserregend wirken, Erbgut verändern, Reizungen oder Allergien auslösen. Millionen von Tieren mussten in der Vergangenheit für diese Überprüfungen leiden. Unter dem Deckmantel der Chemikalienverordnung REACH wird – trotz der EU-Kosmetikrichtlinie – ein grosser Teil der Inhaltstoffe in Kosmetika noch immer an Tieren auf Verträglichkeit und Unbedenklichkeit getestet. Längst haben Studien belegt, dass Tierversuche für die spätere Anwendung beim Menschen nur eine fünfzigprozentige Vorhersagekraft haben. Und es existieren bereits tierversuchsfreie Testmethoden: anhand künstlich gebildeter Hautzellen können Kosmetikprodukte und deren Bestandteile zuverlässig auf ihre Unbedenklichkeit getestet werden. Tierversuche für Kosmetika sind also nicht nur stossend, sondern gänzlich unnötig. Bewusste Konsumentinnen und Konsumenten finden eine grosse Auswahl an tierversuchsfreien Labels und Firmen (vgl. Kasten), deren Produkte genauso hochwertig für Haut und Körper sind wie herkömmliche, dazu aber noch ein gutes Gefühl hinterlassen.

www.tierschutz.com/tierversuche/kosmetika/pdf/kosmetik_report.pdf  

Dr. med. vet. Julika Fitzi-Rathge«Manche Firmen deklarieren ihre Produkte zwar als tierversuchsfrei. Oft trifft dies aber nur auf das Endprodukt zu, jedoch nicht auf die einzelnen Inhaltsstoffe.»

Dr. med. vet. Julika Fitzi-Rathgen, STS-Fachstelle Tierversuche


Eine Auswahl tierversuchsfreier Firmen

(ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

Weleda: www.weleda.ch 
Speick Naturkosmetik: www.speick.de 
Biokosma: www.biokosma.ch 
Dr. Hauschka: www.dr.hauschka.com 
Li cosmetic: www.licosmetic.ch 
LUSH: www.lush.com 
Louis Widmer: www.louis-widmer.ch 
Sante und Logona Naturkosmetik:  www.logocos.de 
Goloy 33: www.goloy33.com 
Benecos: www.benecos.eu 
Alviana: www.alviana.de 
Farfalla: www.farfalla.ch 
Primavera: www.primaveralife.com 
Santaverde: www.santaverde.ch 


Tierversuchsfreie Labels:

Der Hase mit schützender Hand

www.ihtk.de

Das Label ist vor allem in Deutschland verbreitet, jedoch auch auf Produkten in Schweizer Reformhäusern und Bio-läden zu finden. Es garantiert, dass keine Tierversuche in der Entwicklung und Herstellung der Endprodukte durchgeführt wurden. Die Verwendung von Rohstoffen, die nach dem Jahr 1979 an Tieren getestet wurden, ist verboten. Der Einsatz von Rohstoffen, die durch Quälerei oder Tötung von Tieren gewonnen
wurden, ist ebenfalls untersagt.

Die Veganblume

www.vegansociety.com 

Das Veganlabel ist seit 2011 auch in der Schweiz verbreitet und in Reformhäusern, Bioläden und im Internet zu finden. Alle mit dem Label ausgezeichneten Produkte sind vegan und im gesamten Produktionsprozess tierversuchsfrei.

Der springende Hase

www.leapingbunny.org 

Das Label ist weltweit verbreitet und beinhaltet die von internationalen Tierschutzorganisationen erarbeiteten Kriterien des Humane Cosmetic Standard (HCS): Sowohl Unternehmen als auch Zulieferer dürfen weder Tierversuche durchführen noch in Auftrag geben. Produkte sind im Internet, in Drogerien oder Reformhäusern zu finden. Eine ausführliche Liste ist zu finden auf: www.gocrueltyfree.org.

BDIH-kontrollierte Naturkosmetik

www.bdih.de 

Das BDIH-Siegel ist international verbreitet und stellt Anforderungen an die Gewinnung, Erzeugung und Verarbeitung der Kosmetikrohstoffe. Es steht für ökologische und soziale Verträglichkeit und Transparenz der Herstellungsverfahren, Aufklärung der Verbraucher und aktiven Einsatz gegen Gentechnik. Die Produkte stammen so weit wie möglich aus kontrolliert biologischem Anbau oder zertifizierter Wildsammlung. Das Label legt Wert auf Tier- und Artenschutz. Für Entwicklung und Herstellung von Kosmetika dürfen weder Tierversuche durchgeführt noch in Auftrag gegeben werden.

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