Der STS setzt sich für Rehkitze ein
(© Samuel Furrer)
Der Schweizer Tierschutz STS hilft mit, Rehkitze vor dem Mähtod zu retten. In Kooperation mit der Rehkitzrettung Schweiz stellt der STS deren Piloten hochmoderne Drohnen für die Rehkitzsuche zur Verfügung. Schon in den ersten zwei Wochen konnten Dutzende Rehkitze gerettet werden.
Dr. sc. nat. Samuel Furrer, Zoologe, STS-Geschäftsführer Fachbereich
Nur der frühe Vogel findet die Kitze
Es ist noch stockdunkel, als man sich um 4.45 Uhr trifft, vor dem Gasthof Löwen in der Nähe von Hauenstein/Olten. Zusammen mit Walti, dem Drohnenpiloten, und zwei Vertretern der lokalen Jagdgesellschaft geht es los. Die Felder sind bereits eingelesen und in der Drohne programmiert. So fliegt diese in konstanter Höhe das Feld ab und überliefert ständig Daten der Wärmebildkamera an das Bodenteam. Objekte, die sich von der Umgebungstemperatur unterscheiden, sind als rote Punkte zu erkennen und werden auf dem Monitor markiert. Diese Punkte werden nach dem Suchflug im Feld überprüft. Je wärmer es wird, desto undeutlicher werden die Aufnahmen, deshalb kann in der Regel nur am Morgen geflogen werden. Heute sind die Bedingungen jedoch perfekt. Die leichte Bise stabilisiert die Temperatur knapp über zehn Grad Celsius.
Bienenschwarm, Katze und Fuchs
Das erste Feld zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Nur knapp ausserhalb des Feldperimeters leuchtet es schwach rot. Eine nähere Betrachtung zeigt, dass es sich um einen Bienenschwarm handelt. Ein Teil des ausgeschwärmten Volks befindet sich noch auf einem Ast, der andere Teil der Traube ist schon auf den Boden getropft. Der Imker wird später informiert, damit er seine Bienen wieder einsammeln kann.
Das nächste Feld ist interessanter. Zuerst sieht man eine Rehgeiss, die sich in den nahen Waldrand zurückzieht, dann fallen uns einige warme Stellen auf dem Monitor auf, die sich teilweise bewegen. Bei der Begehung vor Ort wird klar: Es waren junge Füchse, die ausserhalb des Fuchsbaus gespielt und sich wieder in diesen zurückgezogen haben, sobald sie uns bemerkt hatten. Auch Katzen sind immer wieder zu entdecken, meist jedoch nicht im dichten, hohen Gras, sondern dort, wo schon angemäht wurde. Das Mausen ist so wohl einiges effizienter.
Nach drei Stunden ist das Fazit folgendes: Ein Bienenvolk vermittelt und einige Fuchswelpen, Rehe und Katzen gesichtet. «Das kommt immer wieder vor, ist aber Teil des Konzepts», meint Walti. Schliesslich gehe es ja darum, Kitze vor dem Vermähtwerden zu schützen. «Wenn wir keine Kitze finden, ist das auch gut, dann kann der Bauer beruhigt mähen.»
Rehkitze im Doppelpack
Das letzte Feld beschert uns dann doch noch ein tierisches Erfolgserlebnis. Gleich zwei Wärmepunkte werden im hohen Gras ausgemacht, etwa dreissig Meter voneinander entfernt. Die Kamera der Drohne, die aus siebzig Metern Höhe die Objekte bildfüllend heranzoomt, bestätigt die Vermutung, es sind zwei Rehkitze. Zusammen mit dem Jäger Franz mache ich mich im hohen Gras auf die Suche. Die Drohne zeigt unseren Standort dem Piloten an, von ihm werden wir über Funk zentimetergenau zu den markierten Punkten geleitet. Das ist auch nötig. Die Kitze sind derart gut im Gras verborgen, dass man sie auch aus einem halben Meter Distanz problemlos übersehen kann. Dank Walti finden wir die Jungtiere aber rasch und decken sie mit einem Harass ab, der mit einer kleinen Fahnenstange markiert wird. Franz gibt sogleich dem Bauern Bescheid, der keine zwanzig Minuten später zu mähen beginnt. Eine weitere Stunde später werden die Kitze wieder freigelassen. Sie seien sofort in den Wald zu ihrer Mutter geflitzt, schrieb mir Franz später. Alles hat bestens geklappt.
Die Rehkitzsaison hat Ende Mai ihren Höhepunkt erreicht. Es ist bemerkenswert, mit wie viel Herzblut und Engagement sich die Rettungsteams für die Rehkitze einsetzen. Diese ehrenamtliche Tätigkeit ist wichtig, hier wird aktiver Tierschutz betrieben. Der Schweizer Tierschutz STS kann hier mit den von ihm zur Verfügung gestellten Drohnen sinnvoll unterstützen und eine grosse Wirkung erzielen. Eine erste Auswertung der Saison und weitere tierische Geschichten werden im nächsten TIERREPORT zu finden sein. Vorfreude herrscht!