Das grosse Fressen vor dem Schlafengehen
© Adobe StockOhne genügend Fettreserven übersteht ein Igel die kalte Jahreszeit trotz Winterschlaf nicht. Das bedeutet, dass die Igelstationen im Spätherbst vor allem mit Auffüttern beschäftigt sind.
Monika Zech
Wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen sinken und die Blätter fallen, ist Herbst – und für den Igel Zeit, sich einen geeigneten Schlafplatz für den Winter zu suchen. Doch das allein reicht dem Wildtier nicht, um die kalte Jahreszeit gesund zu überstehen. Bevor es für den Winterschlaf irgendwo unterkriecht, muss es sich ein gutes Fettpolster angefressen haben. Denn obwohl ein Igel während des Winterschlafs seinen Energiehaushalt auf Sparflamme setzt, verliert er währenddessen bis zu fünfundzwanzig Prozent seines herbstlichen Körpergewichts. Er sollte deshalb, um genügend Reserve zu haben, mindestens sechshundert Gramm wiegen und gesund sein. Ein ausgewachsener Igel, der den ganzen Frühling und Sommer über genügend Würmer und Insekten fressen konnte, bringt das locker auf die Waage.
Zum einen kommen jedoch im September noch welche zur Welt – für diese Jungtiere reicht die Zeit für ein Fettpolster kaum –, und zum anderen haben wir Menschen durch unseren achtlosen Umgang mit der Natur dafür gesorgt, dass Lebensraum und Speiseangebot für den Igel stetig kleiner geworden sind. Von den Auswirkungen können die Leute, die sich in den Igelstationen um verletzte und unterernährte Tiere kümmern, ein Lied singen. Rund dreitausendfünfhundert Igel werden von den STS-Sektionen jährlich gepflegt – finanziell unterstützt durch den Wildtierfonds des STS.
Hochbetrieb das ganze Jahr
«Im Spätherbst sind unsere Pfleglinge mehrheitlich untergewichtige Jungtiere», sagt Simone Schmid, Krax-Tierschutzlehrerin und Mitarbeiterin der Igelstation des Tierschutzvereins Winterthur. Während des Winters würden immer wieder untergewichtige und kranke Tiere gebracht, im Frühling solche, die nach ihrem Winterschlaf zu schwach sind, und in den Sommermonaten geht es gemäss Schmid oft um verletzte, kranke Igel sowie Igelwaisen. Sobald sie gesund sind und/oder genügend Gewicht haben, werden sie wieder ausgewildert, so auch mitten im Winter. Schmid: «Für den Igel ist es wichtig, dass er einen Winterschlaf halten kann, selbst wenn dieser dann nur noch kurz ist.»
Die Pflege von Igeln erfordert Fachwissen, deshalb sollten Laien, die auf ein hilfebedürftiges Tier stossen, dieses höchstens vorübergehend bei sich aufnehmen (siehe Box). Doch woran merkt man überhaupt, ob ein Igel Hilfe braucht? Zum Beispiel jetzt im Herbst, ob er zu wenig Gewicht hat oder nicht? «Untergewicht», sagt Schmid, «erkennt man daran, dass das Tier nicht rundlich ist, sondern eine schmale, eher längliche Figur hat.» Auch zeigten sich Hungerfalten an Hals und Flanken. Auch wenn ein Igel tagsüber unterwegs ist, zudem apathisch wirkt und sich bei Berührung nicht zu einer Kugel zusammenrollt, kann dies darauf hindeuten, dass etwas mit ihm nicht stimmt.
STS-Merkblatt: Igel kennen, Igel schützen
Igel in Not, was tun?
Bei Anzeichen auf Krankheit oder Verletzung sofort nächstgelegene Igelstation oder Tierarztpraxis kontaktierenNotunterkunft für eine Nacht einrichten: Badewanne mit Zeitungen auslegen, eine Schachtel als Unterschlupf sowie Wasser und Katzenfutter dazu stellen. Keinesfalls Milch anbieten!
Am anderen Tag Igelstation kontaktieren
• Igelzentrum Zürich, Hochstrasse 13, 8044 Zürich, Tel. 044 362 02 03, www.izz.ch
• Pro Igel, 24-Stunden-Hotline und Adressen Igelstationen Schweiz, www.pro-igel.ch
• Stiftung Wildstation Landshut, Schlossstrasse 21, 3427 Utzenstorf, Tel. 032 665 38 93, www.wildstation.ch
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