Unwürdige Kür der Kühe
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Die Auswüchse an Misswahlen für Kühe nehmen kein Ende. Tierquälerische, gesetzeswidrige Manipulationen der Züchter an ihren Kühen werden von Organisatoren toleriert und von uneinsichtigen Punkterichtern sogar noch prämiert. An der EXPO Bulle wurde ein Team des Schweizer Tierschutz STS, das die Verstösse dokumentierte, massiv angegriffen.
Simon Hubacher
Seit mehreren Jahren entwickeln sich einige der wichtigsten Viehschauen zu für Tier und Mensch unwürdigen Schaufenstern der Milchvieh-Hochleistungszucht. Eine Kür der Kühe, bei der es um Prestige und viel Geld geht, und dies leider oft auf Kosten des Tierwohls. An drei Viehausstellungen dokumentierte ein Team des Schweizer Tierschutz STS zwischen Januar und März 2018 Kühe mit manipulierten, völlig überladenen und für die Tiere schmerzhaften Eutern. Dies trotz einschlägiger Tierschutzbestimmungen und trotz von der Arbeitsgemeinschaft Schweizerischer Rinderzüchter neu eingeführten Euterödem-Kontrollen mittels Ultraschall.
Brutaler Angriff auf STS-Team
Empörend ist, dass gerade diese Kühe oft die vordersten Plätze belegen. Die Punkterichter zeigen sich bei den Bewertungen häufig auf die riesigen, präparierten Euter fixiert – und unterstützen so mit ihren Prämierungen die fragwürdigen Manipulationen der Züchter. Auch in diesem Jahr beobachtete ein STS-Team an den Viehschauen in Lausanne, St. Gallen und Bulle FR, wie Kühe stundenlang, teils weit über ein Melkintervall hinweg, ungemolken und tropfdicht mit verklebten Zitzen im Ring präsentiert wurden. Von Stylisten mit Spray, Lack, Creme und anderen Hilfsmitteln umfassend «aufgehübscht». Wer, wie der Schweizer Tierschutz STS es tut, diese Missstände anprangert, muss mit schmerzhaften Folgen rechnen. In Bulle wurde eine STS-Mitarbeiterin, die sich im Stallbereich umsah, am 24. März von einer Gruppe aufgebrachter Aussteller massiv bedrängt, verbal attackiert und sogar körperlich angegriffen. Ihr Begleiter wurde von mehreren Männern zu Boden gedrückt und erlitt dabei eine Schulterverletzung, die im Spital behandelt werden musste. Das Team musste das Gelände unter Polizeischutz verlassen. Gegen die Angreifer läuft eine Strafuntersuchung.
Aussteller sind gefordert
Was die bei den Kühen festgestellten Missstände betrifft, fordert der STS strengere Kontrollen und konsequentere Sanktionen der fehlbaren Viehzüchter und Aussteller. Die Organisatoren werden aufgefordert, das blockweise Melken aller Ausstellungstiere einzuführen und das Zitzenverkleben generell zu verbieten, um so die schmerzhaften Rieseneuter zu vermeiden und gleich lange Spiesse für alle Züchter zu schaffen.
Tags: Tierreport 2/18