Für Touristen ein Spass – für die Tiere nicht
Für Touristen ein Spass – für die Tiere nicht © ADOBE STOCK
Wer in die Ferne reist und ein Herz für Tiere hat, wird manchmal auf eine harte Probe gestellt. Dann nämlich, wenn er Tierquälereien auf Kosten des touristischen Kommerzes zu sehen kriegt. Der TIERREPORT gibt Tipps, wie man sich am besten verhält und was man für leidende Tiere tun kann.
Urban Walter
Stierhatz, Pferderennen in engen Gassen, Rodeos, Hahnenkämpfe, Tanzbären oder Hochseeangeln: die Liste an fragwürdigen Tierspektakeln und vermeintlich harmlosen Freizeitvergnügen in fremden Ländern ist lang. Vielen Tierfreunden brechen bereits streunende Hunde und Katzen das Herz; zum Verkauf oder gar Verzehr angebotene exotische Tiere auf den Märkten Südamerikas, Asiens oder Afrikas sind ihnen unerträglich. Wo ist die Grenze zwischen gelebter Tradition, einem anderen kulturellen Hintergrund und der Absicht, Touristen auf Kosten von Tieren das Geld aus der Tasche zu ziehen? Welche Rolle spielen Armut oder Unwissenheit über Tier- und Artenschutz? Was löst es aus, wenn Reisende, durchaus gut gemeint, Menschen in anderen Kulturen kritisieren, belehren oder um jeden Preis ein Tierleben retten wollen? Was Touristen immer tun können, ist ihr eigenes Verhalten zu hinterfragen, an der richtigen Stelle Protest einzulegen und seriöse lokale Tierschutzorganisationen zu unterstützen. Tipps vom TIERREPORT, auf Basis von Informationen des Schweizer Tierschutz STS:
Corrida: Am Schluss des Kampfes stirbt der Stier (meistens).(© ADOBE STOCK)
Stierkämpfe und Stierhatz
In hispanischen und frankofonen Ländern immer noch weitverbreitet. In Spanien ist Stierkampf als nationales Kulturgut sogar geschützt. Bei der Corrida werden den Stieren vor dem Kampf die Hornspitzen abgeschliffen, kurze Speere unters Rückgrat getrieben, Vaseline in die Augen gerieben, Watte in die Nase gestopft oder die Geschlechtsteile malträtiert, um die Tiere zu reizen – und am Schluss werden sie getötet. Bei der Stierhatz, als Mutprobe angepriesen, geraten die Tiere in Angst und Stress, sie birgt ein hohes Verletzungsrisiko.
Rodeos
Weitverbreitet in den USA, Kanada, Mexiko, Argentinien und Australien. Tierquälerische Praktiken wie das Abbinden der Genitalien, der Einsatz scharfer Sporen oder die Verabreichung von elektrischen Schlägen in der Startbox sind zwar verboten, können aber gerade bei kleineren Amateurveranstaltungen nicht ausgeschlossen werden. Auch das tagelange Einsperren der Tiere vor dem Start in engen, dunklen Boxen ist aus Tierschutzsicht sehr problematisch.
Palio di Siena: Eines der härtesten Pferderennen der Welt ist ein Wettstreit zwischen Stadtteilen. (© Montalcino News)
Pferderennen und Ferias
Bei den in Italien und Spanien verbreiteten Pferderennen an den Feiertagen starten zwischen zwanzig und sechzig Reiter und jagen ihre Pferde in halsbrecherischem Galopp teils über Pflastersteine und durch enge Altstadtgassen. Hohe Verletzungsgefahr für Pferd und Reiter. Verletzte Pferde werden meist an Ort und Stelle erschossen. Bei anderen, vor allem in Spanien gepflegten Anlässen an Ferias (Feiertagen) werden Haus- und Nutztiere (meist Gänse, Ziegen, Rinder, Katzen, Hunde) verstümmelt oder gequält.
Hahnenkämpfe: Das natürliche Revierverhalten führt zu blutigen Kämpfen in der Arena. © 123RF
Tierkämpfe
Shows, bei denen Tiere (Kamele, Hähne, Hunde, Bären) aufeinandergehetzt und Wetteinsätze getätigt werden, sind weltweit verbreitet (in der Schweiz gibt es mit den Kuhkämpfen im Wallis eine unblutige Form des Tierkampfs). Meistens offiziell verboten, werden aber trotzdem illegal durchgeführt.
Elefantenreiten: Mit Gewalt wird diesem Wildtier der Wille gebrochen und es somit gefügig gemacht. © Adobe Stock
Pferde-, Esel-, Kamel-, Elefantenreiten
In vielen Ländern des Südens werden Ausritte – meist zu einer Sehenswürdigkeit – angeboten. Die dabei eingesetzten Tiere werden selten artgerecht gehalten, teilweise gewaltsam «erzogen» und sind meist den ganzen Tag ohne Schatten, Wasser und Futter im Einsatz.
Hochseeangeln
Sehr fragwürdig, denn befischt werden dabei grosse, meist in ihren Beständen gefährdete Fischarten wie Haie, Rochen, Schwert- und Thunfische.
Was tun?
Verzichten Sie auf den Besuch von Rodeos, Stierkämpfen und Stierhetzen sowie auf den Kauf von mit dem Stierkampf in Zusammenhang stehenden Souvenirs. Beschweren Sie sich bei der Botschaft des Reiselandes oder den Fremdenverkehrsbüros. Besuchen Sie keine Festivitäten, in deren Programme Tiere eingebunden sind, und auch keine Jagdrennen. Schauen Sie keinesfalls bei Tierkämpfen zu oder bezahlen dafür sogar Eintritt. Sie können sich auch als Zuschauer strafbar machen. Falls Sie Tierkämpfe mit Hunden, Bären, Pferden oder Bullen beobachten, melden Sie dies unverzüglich der Polizei. Nehmen Sie nicht an Ausritten rund um Sehenswürdigkeiten teil, vor allem nicht, wenn Sie die Tierhaltung nicht einschätzen oder dem Anbieter nicht vertrauen können. Oder wenn die Tiere einen schlechten Eindruck machen (lahmende Tiere, blutiger Satteldruck, schlechte Hufe). Verzichten Sie in Grossstädten auf Kutschfahrten. Buchen Sie keine Ausflüge zum Hochseeangeln. Konsumieren Sie keinWal- oder Delfinfleisch.
Tags: Tierreport 2/18, Ferien, Touristen