Tücken beim Hundekauf
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Wer sich einen Hund anschaffen möchte, hat die Qual der Wahl. Händler und Züchterinnen bieten Hunde zum Kauf an, Tierheime und Vermittlungsorganisationen zur Adoption. In beiden Gruppen gibt es leider schwarze Schafe. So gehen Sie vor, um seriöse von unseriösen Anbietern zu unterscheiden.
Simon Koechlin
Der Hund gilt als treuester Begleiter des Menschen – und für viele ist er der liebste Gefährte: 557 000 Hunde wurden Ende 2022 in der Schweiz gehalten, die Tendenz ist seit Jahren steigend. Wer einen neuen Hund erwerben möchte, hat viele Möglichkeiten, denn es gibt Anbieter wie Sand am Meer. Grundsätzlich jedoch lassen sich zwei Erwerbsarten unterscheiden: Hundeadoption und Hundekauf.
«Von einer seriösen Adoption spricht man in der Regel, wenn ein Hund sich in einer Notsituation befindet (Vernachlässigung, Tod der Besitzerin, ehemaliger Streunerhund) und ein neues Zuhause gesucht wird», erklärt Lucia Oeschger von der Fachstelle Heimtiere des Schweizer Tierschutz STS. Im Idealfall besteht bei der Adoption das Hauptinteresse des Vermittlers darin, dem Hund ein gutes Zuhause zu finden. Das ist bei Schweizer Tierheimen der Fall – der STS empfiehlt deshalb die Adoption von Hunden in Schweizer Tierheimen. Eine Adoption ist in der Regel nicht gratis: Es fallen Adoptionsgebühren an, etwa um Unkosten wie Kastrationen, Impfungen und die temporäre Unterbringung zu decken. «Im Gegensatz zum Verkauf werden bei einer seriösen Adoption die Hunde nicht extra gezüchtet», sagt Lucia Oeschger.
Hunde, die verkauft werden, sind dagegen in der Regel extra dafür gezüchtet worden. Meist handelt es sich um Rassehundewelpen, die man bei einer Züchterin oder einem Züchter erwirbt. Diese verdienen zum Teil ihren Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Hunden. Allerdings verlangen seriöse Züchter oft nur Preise, die ihre Aufzuchtkosten decken – denn eine seriöse Hundezucht ist aufwendig und kostet viel Geld.
Skrupelloser Welpenhandel
«Leider», sagt Lucia Oeschger, «gibt es sowohl beim Hundekauf als auch bei der Hundeadoption auch unseriöse Anbieter.» Ein grosses Problem ist der skrupellose Welpenhandel. Typischerweise verkaufen Anbieter auf Online-Inserateplattformen und auf sozialen Medien extrem junge, zwischen fünf und fünfzehn Wochen alte Rassehundewelpen. Oft handelt es sich um Extremzuchten: kurzköpfige Rassen, die Mühe mit dem Atmen haben; Mini- oder Teacup-Hunde, deren Organe teilweise zu gross sind für ihre klein gezüchteten Körper; Designerhunde wie Labradoodle, die aus Kreuzungen zweier Rassen entstanden sind. Solche Hunde werden oft unter tierquälerischen Bedingungen in osteuropäischen Welpenfabriken vermehrt.
Skrupelloser Welpenhandel: Oft stammen die Welpen aus osteuropäischen Welpenfabriken. (© Adobe Stock)
Beim Welpenhandel gibt es gewissermassen zwei Unterarten: Beim illegalen Welpenhandel fehlen typischerweise Dokumente für den Import in die Schweiz ganz oder teilweise, Urkunden sind gefälscht, die Verkäufer bleiben anonym. Beim legalen, aber skrupellosen Welpenhandel hingegen halten sich die Verkäufer zwar an geltende Gesetze (etwa punkto Importbestimmungen und Verkaufsalter der Welpen), doch auch sie verkaufen Hunde einzig aus Profitgründen. Die Hauptleidtragenden sind Mutterhündinnen in einem unbekannten Betrieb, die am Laufband gebären müssen. In letzter Zeit tarnen sich solche Händlerinnen und Händler besonders häufig als «liebevolle Hobbyzucht».
Auch bei der Hundeadoption, gerade aus dem Auslandtierschutz, sollten sich angehende Halterinnen und Halter vorab gut informieren, rät Lucia Oeschger. Nur weil eine Vermittlungsorganisation angibt, sogenannte «Hunde aus dem Tierschutz» zu vermitteln, ist das noch lange keine Garantie für eine seriöse Adoption. «Neben einigen seriös arbeitenden Organisationen, die mit Herzblut und Wissen nachhaltige Tierschutzprojekte vor Ort aufgebaut haben, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe unseriöser Organisationen und sogar Betrüger, die unter dem Deckmantel des Tierschutzes Hunde in die Schweiz verkaufen.» Oft stehe ein kommerzielles Interesse dahinter – im schlimmsten Fall unterstütze man mit einer Adoption Hundehändler.
Die vielen Maschen der Händler
Extremzucht: Mühe beim Atmen wegen extremer Kurzköpfigkeit. (© Adobe Stock)
«Es gibt mittlerweile unzählige Maschen, mit denen unseriöse Hundeverkäufer agieren», sagt Lucia Oeschger. «Selbst Tierschutzfachleute können nicht immer auf den ersten Blick erkennen, ob ein Angebot seriös ist oder nicht.» Es gebe aber einige Anhaltspunkte, anhand derer man die Seriosität eines Verkäufers oder einer Organisation, die Hunde aus dem Auslandtierschutz vermittle, einschätzen könne (siehe Seite 21).
Und falls man trotz aller Vorsicht einem illegalen oder skrupellosen Tierhändler auf den Leim gegangen ist? Man müsse sich deswegen nicht schämen, sagt Lucia Oeschger. Aber man könne versuchen, das Beste aus der Situation zu machen – für sich und für den Hund. Zudem ist der STS für seinen Kampf gegen den skrupellosen Tierhandel an solchen Fällen interessiert. «Indem Betroffene uns alle Informationen zum Hundekauf zukommen lassen, helfen sie mit, dass keine weiteren Hunde unter solchen Machenschaften leiden müssen.»
Getäuscht – was nun?
Wenn Sie vermuten, einem skrupellosen, unseriösen Hundeverkäufer auf den Leim gegangen zu sein, sollten Sie Folgendes tun:
- Kümmern Sie sich um die Gesundheit Ihres Tieres; eine tierärztliche Abklärung ist sinnvoll.
- Sichern Sie sämtliche Dokumente rund um Kauf oder Adoption: Heimtierausweis, Screenshots der Kommunikation mit dem Verkäufer und des Inserats usw.
- Halten Sie Fakten und Auffälligkeiten schriftlich fest: Autonummern, Adresse der Übergabe, angebliche Herkunft des Hundes usw.
- Haben Sie Fragen vor der Adoption oder dem Hundekauf oder sind Sie betroffen von einem unseriösen Verkauf? Melden Sie Ihren Fall dem Schweizer Tierschutz STS: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, 061 365 99 99
Tags: Hunde, Hundehaltung, Tierreport 3/23