Wenn Katzen die Nachbarn nerven
Wenn Katzen die Nachbarn nerven (©Istockphoto) Manchmal führen die natürlichen Verhaltensweisen von Katzen zu Problemen mit der Nachbarschaft. Denn die eigenwilligen Tiere lassen sich kaum von jemandem etwas vorschreiben. Dabei braucht es vor allem Gesprächsbereitschaft und Verständnis von allen involvierten Personen.
Matthias Brunner
Katzen sind die beliebtesten Haustiere in der Schweiz – zumindest zahlenmässig. Trotzdem sind nicht alle Menschen Katzenfreunde. Manche Nachbarn ärgern sich darüber, wenn Samtpfoten aus dem Quartier sich im frisch angelegten Gartenbeet versäubern und darin scharren oder mitten in der Nacht lautstark ihren Streit mit Reviergegnern austragen. Liebestolle Kater können erbärmlich miauen oder aggressiv fauchen, wenn sie auf einen Konkurrenten treffen. Dann kann der Geduldsfaden manchmal schon reissen, sodass sich Nachbarn beim Katzenbesitzer über das Verhalten des Vierbeiners beschweren.
Haftpflicht gilt bei Katzen selten
«Katzenhalter haften in der Regel nicht, wenn ihre Tiere Schaden anrichten», erläutert Jurist Lukas Berger vom Rechtsdienst STS. Offenbar berücksichtigt der Gesetzgeber, dass Katzen im Unterschied zu Hunden eben nicht gleichermassen zu Gehorsam erzogen werden können. Trotzdem rät Berger dazu, für allfällige Schäden aufzukommen, wenn das kleine Raubtier etwas «angestellt» hat – um des Nachbarfriedens willen. Inzwischen existierten auch spezielle Haftpflichtversicherungen, die Schäden durch Katzen übernähmen. Eine Selbstverständlichkeit sollte inzwischen sein, dass Katzen, die Auslauf ins Freie haben, kastriert sind. Damit lässt sich die unkontrollierte Vermehrung vermeiden.
Die allermeisten Konflikte drehen sich darum, dass Katzen beim Nachbarn ihren Kot hinterlassen. Die Tierhalter selbst können kaum etwas dagegen unternehmen, darum sind vor allem die Betroffenen gefordert. Diese sollten den Ort, wo die Katze ihr Geschäft verrichtet, regelmässig mit Kaffeesatz bestreuen, empfiehlt die Tierärztin Dr. med. vet. Martina Schybli von der STS-Fachstelle Heimtiere und Tierärztliche Beratung. Wenn Katzen den Bitterstoff an ihren Pfoten riechen, mieden sie diese Stelle in der Regel in Zukunft durch den entsprechenden Lerneffekt. Hilft auch dies nicht oder erscheint der Aufwand zu gross, so sei es am wirksamsten, den betroffenen Bereich mit Maschendraht abzudecken – denn diesen mögen die Samtpfoten gar nicht. Die Tierhalter könnten sich an dieser Massnahme im Sinne einer guten nachbarschaftlichen Beziehung beteiligen (Kosten oder Material).
Mögliche Abwehrmassnahmen
Von Ultraschallgeräten zur Abwehr von Katzen rät Schybli jedoch ab, weil diese einerseits nicht besonders effektiv seien, andererseits aber Wildtiere wie Igel oder Fledermäuse irritieren könnten. Selbst Kleinkinder könnten diese Töne als unangenehm und störend wahrnehmen. Die Katzenexpertin empfiehlt statt dessen automatische Wasserpistolen, die an den Gartenschlauch angeschlossen und mit einem Bewegungsmelder ausgerüstet sind, der in einem bestimmten Umkreis einen Wasserstrahl auslöst. Die Katze erhält dabei sprichwörtlich eine kalte Dusche, nimmt dadurch aber keinen Schaden. Doch wird das in der Regel wasserscheue Tier danach seine Lektion daraus gelernt haben und von nun an diesen Ort mit ziemlicher Sicherheit meiden.
Damit einheimische Tiere wie Vögel oder Reptilien nicht Opfer der Stubentiger werden, ist es am besten, wenn der Garten möglichst naturnah gestaltet ist, mit zahlreichen Versteckmöglichkeiten für die Wildtiere. Vogelnester können vor den kleinen Raubtieren auch mit entsprechenden Abwehrvorrichtungen an Baumstämmen geschützt werden.
Bitte nicht füttern!
«Ein häufiger Konfliktpunkt ist das Anfüttern von Katzen», sagt Berger. Auch wenn es oft gut gemeint ist, sollte man keine fremden Katzen füttern. Dies ist nicht nur eine Einmischung in die Beziehung des Besitzers zu seiner Katze, sondern es könnte je nachdem auch das falsche Futter sein und dem Tier sogar schaden.
Manchmal entscheidet sich die Katze dazu, überhaupt nicht mehr nach Hause zu kommen, da es ihr am neuen Ort offenbar besser zu passen scheint. Theoretisch könne der Katzenbesitzer dann sogar eine Zivilklage in Erwägung ziehen, erklärt Berger. Ob eine Klage allerdings erfolgreich wäre, sei fraglich. Katzenspezialistin Schybli rät, wenn immer möglich das Gespräch mit dem Nachbarn zu suchen, um ihn vom Füttern abzubringen.
Streit kann es nicht nur zwischen den Nachbarn, sondern auch unter den Katzen im Quartier selbst geben. Wenn sich beispielsweise die Reviere von zwei dominanten Katzen überschneiden, sind Konflikte schnell einmal möglich. Dann verwandelt sich die doch sonst so anschmiegsame, herzige Samtpfote plötzlich in eine fauchende, wild gewordene Furie. Bei solchen Raufereien fallen die Konkurrenten mit ausgefahrenen Krallen übereinander her, bis die Haarbüschel fliegen. Nicht selten kommt es vor, dass nach einem solchen Kampf die eine oder andere Katze mit Schrammen nach Hause kommt. Ist man direkt Zeuge eines Revierkampfes, helfen auch hier ein paar gezielte Wasserspritzer, um die erhitzten Gemüter buchstäblich wieder abzukühlen. Ansonsten empfiehlt Schybli, dass die Katzenhalter aufeinander zugehen: «Es braucht gegenseitiges Entgegenkommen.» Beispielsweise könne man unterschiedliche Zeiten abmachen, wann die Katzen ins Freie dürfen, damit sie nicht ständig aufeinandertreffen. Man sieht: So unschuldig Katzen auf den ersten Blick auch wirken, können sie doch manchmal richtig für Ärger sorgen.
Weitere Informationen
Bei der STS-Geschäftsstelle sind etliche Merkblätter über Katzen mit wertvollen Ratschlägen und Informationen kostenlos erhältlich.
Oder zum Herunterladen im Internet unter: www.tierschutz.com
Tags: Tierreport 3/16