Zoofachhandlungen – nicht immer vorbildlich

 ©IstockphotoMissstände bei privaten Tierhaltern geraten nur bei konkreten Klagen in den Fokus der Behörden. Zoofachhandlungen spielen deshalb durch ihren Tierverkauf und ihre Informationstätigkeit eine Schlüsselrolle beim Wohlergehen künftiger Heimtiere. Es ist daher unerlässlich, dass die Zoofachgeschäfte die gesetzlich vorgegebenen Haltungsvorschriften einhalten oder übertreffen (Vorbildfunktion) und kompetent Auskunft geben.

Sandra Schaefler, Zoologin, STS-Fachstelle Heimtiere und Pferde

Analog zur 2014 und 2015 durchgeführten Recherche überprüfte der Schweizer Tierschutz STS auch im Jahr 2016 erneut Zoofachhandlungen und fokussierte sich diesmal auf den Vogelbereich. Untersucht wurde, wie die Tiere im Verkauf gehalten werden und ob die Verkäuferinnen und Verkäufer kompetent über die Haltung von Ziervögeln Auskunft geben können. Schweizweit wurden dreissig Zoofachhandlungen besucht, darunter sieben Qualipet-, drei Fressnapf- und zwei Hornbachfilialen, sowie achtzehn eigenständige Geschäfte.

In den meisten Geschäften wurden die für Vögel geltenden gesetzlichen Mindestmasse eingehalten, oftmals aber nur knapp (wobei zu bedenken ist, dass die gesetzlichen Mindestmasse ihrerseits ja nur die Grenzwerte zur Tierquälerei darstellen). Leider fand der STS aber auch Gesetzesverstösse, hauptsächlich bei den Nagern und Reptilien, aber einige auch bei der Vogelhaltung. Vor allem die Sitzstangen entsprachen oft nicht den gesetzlichen Vorschriften, und nicht selten fehlten Bademöglichkeiten. Oftmals fand der STS nur knapp gesetzeskonforme Vogelkäfige vor. Bedauerlicherweise wurde kaum je angegeben, für welche Vogelarten die Käfige erlaubt sind, in vielen Fällen fehlten sogar die Massangaben. Volieren, Käfige und Terrarien waren in den meisten Zoofachhandlungen schlecht deklariert. Zudem fielen tierquälerische Artikel im Sortiment wie Vogelspiegel, Würgeleinen (weniger als in den Vorjahren), Erziehungshilfen mit Ultraschall oder Gas, winzige Laufräder und Katzenspielzeuge aus Echtpelz negativ auf.

Noch immer erhält man in vielen Zoofachhandlungen keine schriftlichen Informationen zur tiergerechten Haltung – obwohl deren Abgabe bei einem Tierverkauf vorgeschrieben ist! Die Beratung war in vielen Zoofachhandlungen erfreulich, in einigen liess sie aber zu wünschen übrig.
Der STS fordert die betroffenen Geschäfte auf, Verbesserungen vorzunehmen: Nebst einer umgehenden Korrektur nicht gesetzeskonformer Haltungen sollten sich Zoofachgeschäfte ihrer Vorbildfunktion für zukünftige Heimtierhalter bewusst werden und diese wahrnehmen! Dies beinhaltet das Angebot eines tierfreundlichen Sortiments, eine detaillierte Deklaration des Verwendungszwecks von Käfigen und eine bessere Schulung des Personals, um die Beratungsqualität zu steigern. Zudem sollen Zoofachgeschäfte ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen und beim Verkauf schriftliche Informationen über die Tiere abgeben.

Artgerechte Tierhaltung zu Hause und im Zoofachgeschäft:

Das brauchen Vögel:

GesellschaftGrosszügige Volieren, nicht allseitig einsehbarFlugraum in der Länge und Rückzug in die BreiteNatürliche, federnde Sitzstangen auf verschiedenen Höhen, mit unterschiedlichem Durchmesser und unterschiedlicher AusrichtungWasserbadBenagbare Äste für PapageienartigeNisthöhlen oder Schlafhäuser für bestimmte ArtenGrit/Vogelsand für KörnerfresserBeschäftigungsmöglichkeiten (Stroh, Spielzeuge, Seile etc.)

Das brauchen Nager und Kaninchen:

Gesellschaft (Ausnahme: Goldhamster)Grosszügige GehegeNagemöglichkeiten zur Abnutzung der Zähne und zur BeschäftigungMindestens so viele Rückzugsmöglichkeiten wie TiereTiefe Einstreu für Hamster, Rennmäuse und DegusKlettermöglichkeiten u. a. für Hamster, Rennmäuse, Degus, Ratten und FarbmäuseHeu nach Bedarf und täglich Frischfutter, u. a. für Meerschweinchen und Kaninchen

Das brauchen Reptilien:

Gesellschaft je nach TierartGrosszügige Terrarien oder ausbruchsichere Freilandgehege (Europäische Landschildkröten und Schmuck-/Sumpfschildkröten)Qualitativ gute Beleuchtung: UV, GrundbeleuchtungArtgerechte TemperaturverhältnisseArtgerechte LuftfeuchtigkeitRückzugsmöglichkeitenArtgerechte Einrichtung: je nach Art begrabbares Substrat, Klettermöglichkeiten, Badegelegenheit, Wetbox, Häutungshilfen

Das brauchen Fische:

Gesellschaft je nach Tierart (angepasste Besatzdichte)Grosszügige AquarienAngepasste Technik (Wassertemperatur, Filter, Salz-/Süsswasser je nach Art und weitere Wasserparameter, Beleuchtung: Tag-Nacht-Rhythmus)Naturähnlicher Lebensraum mit Rückzugsmöglichkeiten

ACHTUNG: Jede Fischart hat spezifische Bedürfnisse. Arten können nicht beliebig vergesellschaftet werden!

Darauf unbedingt verzichten:

Extremzuchten: Zuchttypen, bei welchen gewisse Merkmale das Tier physisch oder psychisch beeinträchtigen
Wildfänge: (v. a. im Bereich Fische und Reptilien noch verbreitet)
Vögel: Rundkäfige, Plastiksitzstangen
Nager: Hamsterbälle, zu kleine Laufräder, Nagergeschirre
Reptilien und Amphibien: Life Pyramide und Life Box
Hunde: Würgeleinen, Erziehungshilfen mit Elektrizität, Gas oder Ultraschall, Führhilfen ohne Beratung und Anpassung
Katzen: Spielzeug aus Echtpelz (stammt von Pelzfarmen)